
für Anja, statt Blumen
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Am Freitag, den 28.03.25, ist mit dem ersten Sonnenstrahl des Tages meine liebe Freundin Anja verstorben. Sie ist sanft hinübergegangen in eine andere, für uns noch nicht bekannte Welt. Sie hat ihrem Engel die Hand gereicht und er hat mit ihr eine große Seele mitgenommen. Dabei wäre Anja so gerne noch bei uns geblieben. Sie wollte leben und sie wollte für ihre beiden Kinder da sein. Sie hat das Leben geliebt. Am Ende war der Kampf gegen den Krebs zu schwer. Die letzten vier Wochen hat meine Freundin in einem Hospiz verbracht, in dem sie liebevoll gepflegt und bis zum Schluss von ihren engsten Freunden begleitet wurde.
Die Abschiedsfeier fand im engsten Kreis am Samstag, einen Tag nach ihrem Tod im Hospiz, statt. Ich bin mir sicher, dass Anja bei uns war. Eine offizielle Bestattung wird es nicht geben. Daher wird es auch nicht die Möglichkeit geben meiner Freundin Blumen ans Grab zu legen. Aber das war Anja auch nicht so wichtig.
Wichtig waren der alleinerziehenden Mama ihre beiden Kinder, die viel zu jung, im alter von 11 und 21 Jahren, zurück bleiben. Schon seit Monaten konnte Anja sich aufgrund ihrer schweren Krankheit nicht mehr bewegen und war bettlägerig. Die Pflege haben in der gesamten Zeit ihr ältester Sohn und wir Freunde übernommen, bis Anja vor vier Wochen ins Hospiz gekommen ist. Ab dem Zeitpunkt hatten die engsten Freunde zwei Orte, an denen Hilfe dringend gebraucht wurde - zum einen Anja im Hospiz, die nicht alleine dort sein wollte, und zum anderen ihre Söhne mit den fünf Haustieren in Anjas Haus. So wurden Listen angelegt, auf denen festgehalten wurde, wer wann wo hilft. Wir haben es so geregelt, dass jeden Tag eine Freundin bei Anja und eine andere bei ihren Söhnen war. Für uns war das eine große Herausforderung, da wir selbst ja auch noch Familie, kleine Kinder zu versorgen, einen Beruf, usw. haben. Die Situation war, auch bedingt durch die Schwere der Krankheit und die komplexen Umstände drumherum, extrem herausfordernd. Wir sind stark an unsere Grenzen und darüber hinaus gekommen. Einige Freunde sind dennoch bis zum Schluss bei Anja und ihren Kindern geblieben.
Wir wollen die Situation auch nach dem Tod meiner Freundin meistern. Allerdings sind unsere finanziellen Mittel erschöpft. Deshalb starte ich diesen Spendenaufruf.
Es gibt für Anja kein Grab, auf das ihr Blumen legen könnt. Es gibt keine Beerdigung, zu der ihr kommen könnt. Aber was ihr machen könnt: helft uns, damit wir weiter helfen können. Der Zielbetrag von 7800 Euro ist der Betrag, den wir für Anjas Beerdigung gebraucht hätten. Spendet das Geld, das ihr sonst vielleicht in einen Blumenstrauß investiert hättet. Wir brauchen es dringend, um Anjas Söhne weiterhin unterstützen zu können. Es müssen Rechnungen und Miete gezahlt werden, Tierarztkosten von bisher schon über 1.000 Euro, Haushalts- und Alltagshilfen, den Helfern muss das Spritgeld bezahlt werden und ein Ausgleich für ihren Verdienstverlust in den nächsten Wochen während sie bei Anjas Söhnen sein werden, für den großen Sohn muss ein Umzug finanziert werden, wir brauchen eine professionelle Trauerbegleitung für den kleinen Sohn, etc.
Nun mag mancher vielleicht meinen, dass in einem Sozialstaat für so etwas gesorgt sei. Die Realität sieht leider anders aus: Das Jugendamt hilft den Kindern seit vier Wochen. Die Hilfe sieht so aus, dass an zwei Tagen pro Woche für 1,5 Stunden jemand vom Jugendamt bei den Jungs vorbei schaut. Den Rest der Zeit sind Anjas Kinder alleine - und das in dieser schwierigen und stark belastenden Situation. Es geht gar nicht anders, als dass sich liebe Menschen finden, die hier helfend einspringen.
Nun bitte ich darum, dass sich da draußen noch mehr helfende Menschen befinden, die diese Not sehen. Bitte hilf uns mit deiner Spende, damit die Hilfe für Anjas Kinder weitergehen kann. Ich hoffe darauf, dass Anja nun von oben als Engel die Geschicke weiterhin lenkt und leitet, so dass wir Helfer bekommen, was wir zur Fortsetzung unserer Arbeit brauchen.
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Danke! An all die Menschen, die Anteil nehmen und helfen! Als ich gestern, am 31.03.25, spät abends um 21:30 Uhr von den Söhnen meiner Freundin heim gekommen bin, zu meinen eigenen Kindern, da war der Zielbetrag schon längst erreicht. Nie hätte ich das gedacht! Heute, einen Tag nach dem Start der Spendenaktion, ist es schon fast doppelt so viel! Ich bin überwältigt und zutiefst dankbar! Ich bekomme so viele liebe, mitfühlende und berührende Zuschriften! Es ist weit mehr, als ich zurzeit beantworten kann, zumal ich meine Zeit natürlich in erster Linie Anjas Kindern widme. Und trotzdem möchte ich irgendwie meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Also habe ich mir überlegt, dass ich euch ein Lied sende. Es ist das Lied, das ich für Anjas Trauerfeier ausgesucht habe. Es wurde allerdings nicht gespielt, weil wir Freundinnen dann spontan a cappella für Anja gesungen haben. Hier ist nun das Lied als Dankeschön für euch. Es passt zu Anja und sie mochte es sehr. Sie hatte Konzertkarten von dem Sänger, konnte aber aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr hin gehen. Jetzt ist dieses Lied für euch:
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21.04.25, Ostermontag: Gerne möchte ich euch ein Update zur aktuellen Situation geben. Viele haben gefragt, was nun aus Anjas Söhnen und den Tieren wird. Bisher war ich, ebenso wie 2 andere enge Freundinnen, jeden Tag so stark involviert, dass ich nicht einmal zum Schreiben gekommen bin. Wir Freundinnen sind noch nicht zur Ruhe gekommen. Zeit zum Trauern gab es bisher auch nicht. Über Ostern finde ich nun immerhin die Zeit euch zu schreiben:
Die fünf Haustiere konnten alle in gute Hände vermittelt werden. Obwohl vier von ihnen schon alt und zum Teil altersbedingt krank sind, haben sich liebe Menschen gefunden, die die Tiere zu sich genommen haben. Ich bekomme regelmäßig Fotos und Videos von den Tieren. Anjas Kinder freuen sich sehr, wenn ich sie ihnen zeige. Die neuen Tierbesitzer sind alle sehr glücklich. Anjas Tiere sind dankbar, zufrieden und unkompliziert. Sie haben sich sehr schnell in ihr neues Zuhause eingelebt. Die OP von Anjas Seelentier, ihrem geliebten Hund Liwa, ist sehr gut verlaufen. Es war eine lebensverlängernde Maßnahme, wie der Tierarzt sagte und wie es auf den Röntgenbildern zu sehen ist. Liwa ist nun schon wieder ganz fit und genießt ihren neuen und wahrscheinlich letzten Lebensabschnitt mit ihren neuen Menschen. Ich habe euch mal ein Foto von Liwa und eines vom Kater Mogli in ihrem neuen Zuhause hochgeladen.
Bei Anjas Kindern hatten wir 3 Freundinnen am Mittwoch und Donnerstag einen Noteinsatz. An solche Einsätze sind wir inzwischen zwar gewöhnt, aber dies hier war besonders belastend. Wir konnten mit großem Einsatz, Entschiedenheit und Standhaftigkeit eine Zwangs-Inobhutnahme von Anjas 11-jährigem Sohn durch das Jugendamt, mit anschließender Heimverwahrung, verhindern. Mir fehlen dazu die Worte und daher kann ich auch gar nicht viel mehr darüber schreiben. Vielleicht kann der ein oder andere sich vorstellen oder nachempfinden, wie schlimm und emotional belastend die Situation im Haus der beiden Brüder war, als das Jugendamt mit einem Team von 3 Frauen dort auftauchte und unter Androhung der Polizei den kleinen Jungen ins Auto verfrachten wollte, um ihn ins Kinderheim zu fahren. Solange wir Freundinnen vor Ort sind und unsere schützende Hand über die Kinder halten, wird ihnen nichts geschehen. Und so musste auch das Jugendamt irgendwann ohne den Kleinen wieder abziehen.
Einen Tag nach dieser Wahnsinns-Aktion kam der leibliche Vater des Kleinen seinen Jungen abholen. Ostern verbringt der 11-jährige nun in der Familie des Vaters. Das alles ist dem Kleinen noch vollkommen fremd und unbekannt. Und trotzdem ist der Junge ganz aufgeschlossen und voll guter Hoffnung und Erwartung auf das, was die Zukunft nun für ihn bringt. Seine Katze durfte mit zum Vater reisen. Wie es dort weitergeht, das steht nun in den Sternen. Ich hoffe sehr, dass Vater und Sohn eine gute Beziehung zueinander aufbauen können und dass der Junge in der Familie bleiben darf.
Mit Anjas ältestem Sohn habe ich in den vergangenen 2 Wochen Umzugskartons gepackt. Wir sind vom Keller bis zum Speicher in jedes Zimmer gegangen und haben eingepackt, was Louis in Zukunft noch braucht und was er gerne verwahren möchte. Gestern haben wir Louis verabschiedet. Sein Vater, zu dem er immer wieder telefonisch Kontakt hatte, ist gestern gekommen, um seinen Sohn für die nächsten Wochen zu sich an den Bodensee zu holen. Es ist wirklich höchste Zeit, dass der Junge sich nun mal um sich selbst kümmern kann. Monatelang war er für seine todkranke Mutter, seinen kleinen Bruder und für die Tiere da. Für die Zukunft ist geplant, dass er sich in räumlicher Nähe zu seinem Vater auf eigene Beine stellt, eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle findet und sein eigenes Leben nun Form annehmen kann.
Die Oma der beiden Jungs, Anjas Mutter, haben wir am Mittwoch Nachmittag noch einmal in der Uniklinik besucht. Ihr geht es leider nicht gut, aber alle drei haben sich sehr gefreut, dass sie zusammen sein können.
Zu den Spendengeldern: Wir hoffen sehr, dass die umfangreiche Sicherheitsprüfung durch gofundme bald abgeschlossen ist, so dass wir mit den Spendengeldern arbeiten können. Die Väter der Jungs haben seit Anjas Tot finanziell nichts beigesteuert. Zuvor hat der eine Vater zumindest seinen monatlichen Unterhalt für den 11-jährigen überwiesen. Bei uns laufen weiterhin Kosten, Rechnungen und Mahnungen auf, die alle an Anja oder ihren ältesten Sohn gerichtet sind. Allein Anjas anonyme Einäscherung kostet 2.000€.
Wir danken von Herzen jedem einzelnen, der Geld für Anja und ihre Söhne gespendet hat und immer noch spendet!
Organizer
Eva Wygand
Organizer
Bonn, Nordrhein-Westfalen