
Wohnungsbetrug in Berlin
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Hallo zusammen,
wir sind Nina, Daniel und Johnny und möchten euch um Hilfe bitten. Wir verarbeiten noch immer, was uns passiert ist und hoffen, dass mit eurer Unterstützung wenigstens der finanzielle Schaden weniger belastend ist. Außerdem möchten wir auf diese mutwillige Form der Kriminalität aufmerksam machen, bei der die Verzweiflung und Dringlichkeit von Menschen auf der Suche nach einem Zuhause gewissenlos ausgenutzt wird. Das Gefühl, das bleibt, nachdem man Opfer eines solchen Verbrechens geworden ist, fühlt sich schrecklich an. Auch für alle anderen Menschen, die Opfer dieses schlimmen Betruges geworden sind, tut es uns sehr leid. Also passt auf euch auf und vielleicht bewahrt unsere Geschichte ja den ein oder anderen Menschen vor einem ähnlichen Verbrechen.
Wir bedanken uns schon mal im Voraus für eure Unterstützung und für all die tröstenden Worte, die uns bereits erreicht haben. Das bedeutet uns sehr viel in dieser schweren Zeit!
Kurze Version:
Nach 14-monatiger, schier endloser und immer wieder entmutigender Wohnungssuche scheint der Befreiungsschlag Mitte September endlich da zu sein: Daniel, Nina & Johnny haben die Zusage für eine helle, geräumige Wohnung - und das auch noch im schönen Friedrichshainer Nordkiez. Die nette Vermieterin ist schnell kennengelernt, der Mietvertrag unterschrieben und auch die Zimmer sind schon ausgemessen. Doch je näher der Einzugstermin kommt, desto seltsamer wird es, dass sich die Vermieterin nun nicht mehr meldet. Einige Tage des Hoffens und Bangens folgen bis wir schließlich der bitteren Wahrheit ins Auge blicken müssen: Wir wurden von vorne bis hinten betrogen. Die Vermieterin war gar keine und unsere schon überwiesene Kaution in Höhe von 4500€ weg.
Lange Version:
Es ist Freitag der 15te September und eine weitere von unzähligen Besichtigungen seit unserer 14-monatigen Wohnungssuche. Die Wohnung liegt in der Liebigstraße 35 und macht sofort einen schönen Eindruck, mit Einbauküche, renoviertem Bad und Balkon an der Küche. Auch die Vermieterin, die über immoscout inseriert und ungefähr in unserem Alter ist, macht einen netten und nahbaren Eindruck. Unsere Konkurrenz scheint diesmal auch übersichtlich zu sein, wir reichen also unsere Bewerbungsunterlagen ein und drücken anschließend fest die Daumen. Das muss doch jetzt mal klappen!
Am Sonntag den 17ten, kommt sie dann, die Nachricht mit der man fast schon nicht mehr rechnet, nach einer so langen und aufreibenden, mit allen Mitteln geführten Suche: Wir haben die Wohnung! Und sollen am Besten heute noch den Vertrag unterschreiben. Wir wissen alle gar nicht wo uns der Kopf steht, wie wir uns fühlen sollen - irgendwo zwischen Ungläubigkeit, Verwirrung und unendlicher Erleichterung. Aber ganz schön schnell geht das jetzt alles. Wir erbitten uns einen Tag Aufschub mit der Unterschrift, den wir auch bekommen.
Daniel und Johnny treffen sich zusammen mit Alex, der als Support mitgekommen ist, dann am 18ten Abends mit unserer zukünftigen Vermieterin in der Wohnung in der Liebigstraße, um sie noch einmal zu sehen, Zimmer auszumessen und den Vertrag zu unterschreiben, den der Mieterschutzbund vorher als ganz gewöhnlich einstuft. Lediglich zu teuer sei die Wohnung, da könnten wir wohl im Zweifelsfall klagen. Ja, echt am oberen Ende unserer Schmerzgrenze, denken wir, aber wir haben immerhin nach schier endloser Suche endlich was. Erstmal ankommen im neuen Zuhause und dann einfach mal mit der Vermieterin drüber reden - die Erleichterung überwiegt bei uns klar der Skepsis. Auch auf alle unsere Fragen hat unsere neue Vermieterin gute und kongruente Antworten parat: Sie sei ein bisschen spät dran und habe nicht viel Zeit. Es habe einen Rohrbruch in der Obst&Gemüse Firma ihrer Eltern gegeben, wo sie selbst auch arbeite, weshalb sie einen langen Tag hinter sich habe und ein bisschen gestresst sei. Sie habe die Wohnung von ihren Eltern als Wertanlage geschenkt bekommen, wolle aber selber dort nicht wohnen. Die Teilmöblierung sei noch Bestand der Firma und werde vor unserem Einzug beseitigt - wir könnten aber auch Einzelnes übernehmen, wenn wir wollten. Überhaupt kommt sie sehr entspannt und freundlich rüber. Wir unterschreiben also feierlich zusammen den Vertrag - sie gratuliert uns zu der Wohnung und sagt, dass sie sich über uns als ihre neuen Mieter*innen freue. Wir können unser Glück kaum fassen und messen gleich im Anschluss noch die Zimmer aus, wobei sie uns noch bereitwillig hilft und schießen eifrig Fotos von unserem neuen Zuhause, um die Einrichtung zu planen. Wir verlassen die Wohnung zusammen, quetschen uns noch zu viert in den kleinen Aufzug und verabschieden uns mit Handschlag auf der Straße. "Dann überweist mir doch bitte die Tage die Kaution von 4500€ auf das auf dem Mietvertrag angegebene Konto und schickt mir einen Überweisungsnachweis per Mail. Und nicht wundern, wenn ich nicht antworte - gerade viel zu tun, ich bedanke mich aber hiermit schonmal im Voraus."
Gesagt getan. Wir überweisen die Kaution am 19ten September auf ein Konto einer deutschen Bank, das auf ihren Namen läuft und schicken ihr den verlangten Nachweis. Die nächste Woche wiegen wir uns in dem Glück endlich eine geeignete Wohnung gefunden zu haben und bald gemeinsam leben zu können - und das auch noch mit einer entspannten Vermieterin. Jackpot, denken wir.
Am 25. September schreiben wir ihr dann eine erste Mail und fragen nach einem Übergabetermin für den Wohnungsschlüssel, Mietbeginn soll am 10ten Oktober sein. Wir fragen sie auch nach der Ablösesumme für ein paar der Dinge, die noch in der Wohnung waren. Darauf bekommen wir eine Woche lang keine Antwort. Wir versuchen Sie auf den beiden Nummern zu erreichen, die sie uns gegeben hat. Das eine Handy scheint die ganze Zeit aus zu sein, das andere klingelt jedoch. Wir hinterlassen Mailboxnachrichten und SMS und bitten Sie sich bei uns zu melden. Doch weiter geschieht nichts. Am Freitagmorgen, den 6ten Oktober schicken wir ihr erneut eine Nachricht und bitten Sie nochmals sich bis zum heutigen Abend zu melden, weil wir uns inzwischen Sorgen machen - der Mietbeginn soll ja immerhin schon am kommenden Dienstag sein. Als sie auch das Ultimatum verstreichen lässt, wird uns langsam klar, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann. Wir suchen die Firma ihrer Eltern im Internet und tatsächlich gibt es sogar zwei Firmen mit dem Namen Kirisits, die mit Obst&Gemüse handeln - allerdings in Österreich. Auf den Webseiten der Firmen, taucht sie nirgends als Mitarbeiterin auf. Das entscheidende Indiz, dass wir betrogen worden sind, fehlt uns zu diesem Zeitpunkt aber noch - zwei Tage zwischen Hoffen und Bangen sind die Folge. Vielleicht ist ihr etwas wirklich Einnehmendes dazwischengekommen, Todesfall in der Familie oder ähnliches. Sowas passiert ja alles. Darüber hinaus wäre es kein komplett überraschender Berliner Vermieter*innen-Move erst Montag um die Ecke zu kommen und zu sagen "Achja, morgen Mietbeginn. Ihr wollt ja sicher in die Wohnung. Wie machen wir denn das?" Weil sie es sich bei diesem Wohnungsmarkt und ihrer Machtposition einfach leisten können. Um endlich zu klären, woran wir sind, fahren wir schließlich zu der von ihr angegebenen Meldeadresse am Berliner Stadtrand: Ein leerstehendes Haus mit einem anderen Namen am Postkasten. Nun ist es endgültig klar, wir sind Opfer eines Verbrechens geworden. Wir bringen das Ganze auch am darauffolgenden Montag sofort zur Anzeige und melden es dem Mieterschutzbund. Leider machen uns weder Polizei, noch Anwält*innen Hoffnung. Die Kaution wird wohl für immer verschwunden bleiben. Auf eine Nachricht von ihr warten wir noch heute vergebens, genau so wie auf Hilfe von der Polizei.
Organizer
Nina K
Organizer
Berlin, Berlin