Solidarität für EDELTRASH

Liebe Freunde,

schweren Herzens gebe ich nach langen Bemühungen meinen geliebten Handel mit edlem Trash auf.



Die Pandemie hat es mir nicht leicht gemacht und mein Vermieter und die Nachmieter (allgemeinnütziger Verein) haben noch das eine oder andere oben drauf gesetzt. I’m done.

Edeltrash war mein Herzensprojekt. Über 6 ½ Jahre habe ich viel Liebe, Leidenschaft und Herzblut in ‘mein Baby’ gesteckt. Gerne habe ich dafür mehr als 20.000 Euro aus meinen privaten Ersparnissen in Wände, Decken und Einrichtung investiert und damit die Ladenräume bedeutend aufgewertet. Die meisten dieser Gelder sind in Bau- und Renovierungsmaßnahmen geflossen, und damit in Dinge die ich nicht ‘mitnehmen’ kann. Der Laden stand vor meinem Einzug 3 Jahre leer und war so in einem kaum nutzbaren Zustand, teilweise hing das Stroh von der Decke.


Was ich mit Bahar Berlin Edeltrash in viel liebevoller Arbeit erschaffen habe, hat mit dem Geschäft, den tollen Menschen und vielen Aktionen die Kiezkultur in Moabit mitgeprägt.

(Modenschau in der Kulturfabrik Moabit)

Dass mein langjähriger Ladennachbar die Geschäfträume gerne übernehmen wollte und auch bereit war mir die Hälfte (=10.000€) meiner entstanden Kosten als Ablöse zu übernehmen, erleichterte mir die Schwere meiner Enscheidung. Doch durch verschiedene Manöver meines Vermieters wurde ich um diese Möglichkeit gebracht. Nun muss ich mich mit einem aufgezwungenen Nachmieter abfinden. Dieser forderte von mir eine genaue Auflistung aller von mir aufgebrachten Investitionen der 6,5 J, welche ich in Kleinarbeit über mehr als eine Woche hinweg jeweils bis in die frühen Morgenstunden erbrachte - neben meiner Bemühungen den Laden rechtzeitig leerzuräumen. Zudem waren mir durch den absoluten Lockdown für einen Abverkauf meiner Waren die Hände gebunden. Daneben musste ich mein Überleben durch meinen Zweitjob sichern.
Mehrerlei Terminunstimmigkeiten vom Vermieter haben mir wertvolle Zeit gestohlen und mich in die Enge getrieben. Dies gipfelte darin,  dass seine Nachmieter den Termin zur Besprechung der Abstandszahlung zwei Stunden vorher kurzfristig telefonisch absagten und mir mitteilten, dass sie “übrigens bereit seien, mir 0 Euro meiner Unkosten zu zahlen” - für die umfassenden Baumaßnahmen zur Aufwertung des Ladens, für die ich meine persönlichen Ersparnisse geopfert hatte. Und das einen Tag vor der Beendigung meiner Frist zur Findung eines Teilhabers oder alternativen Nachmieters - während eines Lockdowns.

(Modenschau in der Kulturfabrik Moabit)

Ich fühle mich mit meiner Kraft am Ende. Ich fühle mich getäuscht und um meine Möglichkeit gebracht einen angemesse Abstandszahlung für die Renovierungsarbeiten zu bekommen. Viel Arbeit, Kraft und Nerven habe ich in die von mir geforderte Auflistung der Renovierungskosten investiert, die sich für mich als Hinhaltetaktik anfühlt- ohne Erfolg.

Die Pandemiesituation stellt uns im Einzelhandel vor ungeahnte Herausforderungen. Nie hätte ich gedacht meinen Laden aufgeben zu müssen. Und so wollte ich mein Herzensprojekt ganz bestimmt nicht verabschieden - mit erfahrener Ignoranz, Unfairness und einem signifikanten finanziellen Verlust.

(Modenschau in der Kulturfabrik Moabit)

Es ist leicht sich in Hilflosigkeit gefangen zu fühlen, wenn man solche Ungerechtigkeit erfährt. Doch ich weiß, ich bin von lieben Menschen umgeben. So manche Freundschaft ist entstanden.
Das gibt mir in dieser schweren Zeit Kraft.

Es bedeutet mir viel eine Stimme zu haben, Gehör zu finden, und das hier ausdrücken zu können.

(Modenschau in der Kulturfabrik Moabit)

Umso mehr bin froh noch ein zweites berufliches Standbein zu haben - meine Naturheilpraxis.




Darauf möchte ich mich nun mit Freude fokussieren.

Seit einem Jahr mache ich meine Therapeutenausbildung in Somatic Expercience. Das Geld als Entschädigung für meine Umbaumaßnahmen hätte mir dabei sehr geholfen und einige Sorgen erleichtert.

Für meine Ausbildung brauche ich 10.000 Euro, die mir aktuell noch fehlen.

Inmitten dieser Umstände fällt es mir nicht leicht daran zu glauben, dass für mich gesorgt wird, doch ungeachtet dessen vertraue ich.

Ich schreite mit positiver Erwartung in meine Zukunft.



Für Menschen die mich in dieser schweren Zeit und mit meinen Zielen unterstützen möchten habe ich ein Crowdfunding eingerichtet.  Auch symbolische kleine Spenden sind willkommen!

Als kleines Dankeschön gibt es
Bahar Berlin Edeltrash-Kleiderbügel -
1 Bügel pro 20€ -
und wahlweise
3Bügel oder je 1 Puppenkopf pro 50€.
Alles so lange der Bügel- und Puppenkopfvorrat reicht :)





Von Herzen danke ich jeder/m einzelnen für euch!

Die Zeit mit meinem Laden und mit euch war wundervoll, magisch und wird unvergesslich bleiben. Das ist was ich in Erinnerung behalten möchte: Jede Begegnung, all die einzigartigen Stücke, denen ein neues Leben geschenkt wurde - wir haben zusammen ein bisschen Geschichte geschrieben.





// Gedicht  - (von Jean-Luc) 


'Dieser Raum

erfüllte sechseinhalb Jahre so manchen einen Traum.

20.000 EUR liebevoll investiert stecken in der Decke und in den Wänden

um den Trash zu veredeln in euren Second-Händen.

Aufgrund der Pandemie

verlässt Solange schweren Herzens den Sehnsuchtsort der Phantasie.

Bedauerlicherweise wird der finanzielle Abstand nicht gewahrt -

Der Vermieter (Professor der Charité) entpuppt sich als unaufrichtig und hart.

Selbst die hier Zukünftigen (sozial engagierter Verein)

sagt nach mündlicher Zusage kurzfristig zu der Abstandszahlung telefonisch nein.

In diesem Sinne wünschen wir (Solange und Otto) euch vor allem Santé

und mehr von dieser Art von ‘Charité’

(franz. für Warmherzigkeit).


Liebe Menschheitsfamilie -

von Herzen Danke

für diese schöne Zeit

und den gemeinsamen Weg.'


Nachtrag 12.2.21:
Nach wochenlangem Kampf und anwaltlicher Hilfe hat der Vermieter mir ein Minimum an Entschädigung überwiesen.Von den gezahlten 3000€ Brutto bleiben mir abzüglich Steuern und Anwaltskosten 1000€ netto.
Weit entfernt von den mir gewünschten Abstand  von 10.000€ für meine Ausbildung und sehr weit entfernt von den von mir investierten 20.000€ !