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Kambodscha: Überleben für Pouth und ihre Familie

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Bis vor kurzem dachte ich, Mikrokredite wäre etwas Gutes... Oder: wie man sich irren kann.

Hallo, ich bin Matthias und hatte im Winter 22/23 die Gelegenheit, meine über Jahre hinweg angesammelten Überstunden freinehmen zu können um ein paar Monate in Asien zu verbringen. Dabei bin ich zufällig in Siem Reap (Kambodscha) bei einer NGO gelandet, welche für die arme Landbevölkerung Brunnen, Toiletten und Häuser baut sowie eine Schule betreibt und konnte spontan bei einem Toiletten-Bauprojekt mitarbeiten. Die Begegnung mit den Menschen dort und die persönlich erlebte Armut hat mich so berührt, dass ich dann im Herbst '23 mich dazu entschieden hatte, selbst ein Haus zu spenden und für den Bau des Hauses Ende Oktober wieder nach Kambodscha zu reisen.

(Im Hintergrund rechts, das Haus in welchem die Familie bisher wohnte. Vorne, das Ende Oktober '23 neu gebaute Haus)

Und wieder waren es in den zwei Wochen, die ich in Kambodscha verbracht habe, die Menschen und Schicksale die mich berührt haben. Es hat mich zutiefst schockiert zu sehen, wie Menschen, welche gar nichts haben und wortwörtlich "von der Hand in den Mund" leben auch noch ausgenutzt werden.
Besonders berührt hat mich die Geschichte von Pouth.

(Pouth, links im Bild, zusammen mit Ihrer Freundin bei der Reisernte letzte Woche)

Pouth ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihr Mann ist vor ungefähr 4 Jahren nach Thailand gereist um dort Arbeit zu finden. Seit damals hat sie nie wieder etwas von ihm gehört und muss seither alleine für ihre beiden Kinder sorgen. Pouth spricht nur sehr wenig englisch, so dass sie nur sporatisch schlecht bezahlte Arbeit findet. Sie steht morgens um ca. 5 Uhr auf, um essen zu kochen, was sie vor ihrem Haus zu verkaufen versucht. Nachmittags fährt sie dann ca. 40 km in die nächste Stadt um dort bis kurz vor Mitternacht zu arbeiten. Dann fährt sie wieder zurück nach Hause.
7 Tage die Woche.
365 Tage im Jahr.

Vor anderthalb Jahren wurde ihr dann von einer Bank ein Mikrokredit von ca. 5350,-- EUR (= 24.000.000 Riel) "angeboten" mit welchem sie sich etwas Land kaufen und darauf ein Haus bauen konnte. Als ich dies hörte, dachte ich zuerst: prima! Land und ein Haus zu haben ist wichtig um das überleben zu sichern. Dann habe ich etwas nachgelesen und mir den "Kreditvertrag" zeigen lassen. Für den Kredit bezahlt sie 1,3% Zins. Im Monat! Bei der aktuellen Rate von monatlich ca. 116,--EUR bezahlt sie bis März 2028 an dem Kredit.
116,-- EUR - ist das viel? Für uns sicher nicht. Pouth hat an manchen Tagen, an welchen ich mit ihr gesprochen habe in der Stadt 3-4 USD verdient (=2,80-3,70EUR). Dafür fährt Sie 80km auf dem Moped. Und das waren dann schon die besseren Tage. An schlechten Tagen: 0,00.

Da die Bank natürlich das Grundstück als Sicherheit für den Kredit eingetragen hat, stellt sich so monatlich die Sorge ein, ob der Kredit bedient werden kann, ob noch etwas bleibt um sich mehr als nur puren Reis zum essen kaufen zu könne, oder ob sie zusammen mit ihren Kindern auf der Straße landen wird, da sie den Kredit nicht mehr bedienen kann.
Wenn dann noch ungeplante Ausgaben dazu kommen, wie z.B. dass ihre Kleine Anfang November wegen Fieber in's Krankenhaus musste, werden die Sorgen existenziell oder sogar lebensbedrohlich.


Auch das Krankenhaus will bezahlt werden, bevor die Ärzte dort etwas unternehmen. Krankenversicherung? Gibt es nicht! Der Kleinen geht es inzwischen wieder etwas besser, so dass sie zumindest wieder zu Hause sein kann. Pouth muss dennoch jeden Tag in die Stadt fahren um dort Geld zu verdienen. "Zu Hause bleiben, wegen krankem Kind"? Daran ist nicht zu denken.
Von dem Kredit sind aktuell noch ca. 4500,-- EUR offen.
Mein Wunsch wäre, dass wir gemeinsam dieses Geld zusammen tragen so dass Pouth ihren Wucher-Kredit bei der Bank ablösen kann, um so dem über ihrer Familie hängendem Damoklesschwert zu entkommen. Der Kampf um die tägliche Portion Reis bleibt für sie herausfordernd genug. Es wäre schön, wenn wir ihr diese Existenzangst nehmen könnten.

Für alle, welche mehr zu dem Problem der Mikrokredite in Kambodscha lesen möchten - hier ist ein interessanter Artikel dazu . Und wie so oft - wir in den reichen Ländern verdienen auch noch daran. :(


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