
„Mama, Deal?“ …und seine Knofäuglein strahlen
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Hey du toller Mensch :)
Toll und danke dir, dass du an unserem Foto kleben geblieben bist! Das ist großartig.
Lass mich, Mandy, dir von uns und unserer Geschichte erzählen…
Auf dem Foto siehst du neben mir das tollste Geschenk unter der Sonne, mein Knödelchen und Sohn Fietje, grad neun Jahre alt.
Mit 3 Jahren bin ich mit ihm im Outdoorladen, um meinen Wanderrucksack zu kaufen. Ein wahnsinns Ereignis für solch einen kleinen Zwerg, immerhin ist er grad selbst so groß, wie mein künftiger Rückenkoffer. Sofort steigt das Adrenalin in ihm auf und die Euphorie lässt sein kleines riesiges Herz pumpen und rasen und promt poltert es aus ihm heraus „Mama?? Darf ich bitte bitte mitkommen????“ zwinker zwinker, blinzel blinzel! Oh man, was für eine Strahlkraft solch kleine Knopfäuglein entwickeln können.
„Das geht noch nicht, mein Knödelchen, du bist grad so groß wie der Rucksack! Wenn du größer bist machen wir das bestimmt mal.“ floskel ich mich mit Unbehagen aus dieser Nummer. Doch die Hinelksteine, welche mir das Leben bis dato in meinen Weg gerollt hatte wiegen zusätzlich zum tatsächlichen Marschgepäck schwer auf meinen Schultern und dann mit lebhaften Söhnchen an der Hand - das traue ich mir einfach noch nicht zu.
Sechs Jahre später sitze ich gebeutelt und noch nicht ganz fit von der kürzlich zurückliegenden Kreuzband-OP Zuhause und trainiere fleißig meine geopferte Muskulatur, als mein Sohn ins Zimmer kommt. Die Sonne fällt ihm durchs Fenster warm ins Gesicht und wieder strahlt mich dieses rosigbäckige kleine Kuschelpacket mit großen Augen an „Du Mama, was ist eigentlich aus unserer Verabredung geworden? Du sagst doch immer, Versprechen muss man halten! Wann laufen wir denn nun den Jakobsweg? Wär doch grad toll, immerhin bist du ja eh Zuhause!“ Bäm!! Aus dem Nichts. Weder er noch ich kann sich erklären, woher dieser Impuls plötzlich kam. Vielleicht ists wirklich wie man sagt, Zufälle fallen einem zu!
Intensives Training und ein paar Wochen Geduld später laufen wir tatsächlich von Santiago de Compostela rund 100km nach Kap Fisterra, dem sogenannten „Ende der Welt“. Was für ein Erlebnis. Was für ein Geschenk. Eine Woche lang laufen wir täglich rund 8-9 Stunden, jeder mit seinem eigenen Gepäck. Eine Woche lang singen, tanzen, lachen, blödeln wir und laufen, wie uns die Beine tragen. Wir führen stundenlange Gespräche die an Tiefsinn und geistigem Reichtum schwerlich und selten derer gleichkommen, die ich bis dato mit anderen Erwachsenen führte. Ein Horizont der Sichtweise von Fietje, die mich schier überwältigt und nicht selten sprachlos aber vor allem eines macht, unfassbar glücklich. Was für eine wundersame, magische und bereichernde Seele dieses kleine Männlein ist. Und direkt keimt der große Wunsch von anno dazumal wieder auf „Mama, aber jetzt laufen wir auch endlich den portugiesischen Jakobsweg an der Küste, nächstes Jahr in den Sommerferien, Deal?“ „Deal!!“ honoriere ich unter Tränen in den Augen voller Liebe und Stolz, bei blutrotem Sonnenuntergang und schier endloser Meeresweite, am Kap Fisterra, dem Ende der Welt, meinem Neunjährigen seine sagenhafte Leistung.
Die Vorspultaste gedrückt sitze ich hier in meinen 5qm Büro. Zuhause. Umringt von wichtigen Zetteln und Schnipseln, die mir verheißen, wohin welcher Betrag zum Zeitpunkt x geschickt werden muss, damit auch weiterhin das alltägliche Rädchen läuft. Knapp ein Jahr ist unser Wandertrip nun her, denke ich, während ich auf unsere Andenken in Rahmen gepresst sehe. Träumend. Ich muss schmunzeln, wie von einer Zeitkapsel getragen, katapultiert mich Fietje’s Grinsen an genau jenen Ort, in den Moment des Schnapschuss der Handykamera. Ich drücke den Klos in meinem Hals zurück und versuche zu atmen, während sich die Tränen in meinen Augen zum gemeinschaftlichen Kollektiv versammeln. Das beklemmende Gefühl der Angst versucht mich zu lähmen doch ich versuche meiner Natur treu zu bleiben, schiebe positive, hoffnungsvolle Gedanken direkt hinterher. Ich hab keinen Schimmer, wie ich unseren Deal möglich machen soll. Die berufliche Situation macht es grad nicht leicht an ein Gelingen und umsetzen des vor einem Jahr getroffenen Versprechen zu glauben. Die Flugtickets habe ich für 150€ bereits ergattert - Wahnsinn, bis dato hab ich von solchen Schnappern immer nur gehört. Doch dann ist… Nichts.
Das Geld reicht grad, um die Fixkosten in dieser Zeit abzudecken, rechne ich immer und immer wieder hin und her. Mein Herz pochert beschwerlich einer alten Dampflock, die hustet und prustet.
Anfang der Sommerferien geht unser Flieger. Ein paar neue Wanderhosen für den großen Kleinen, sowie eine gescheite Regenjacke braucht es noch, ansonsten können wir unsere Wanderausstattung vom letzten Jahr benutzen und im Schnitt werden wir so mit den Flugtickets zurück rund 3.500/4.000€ benötigen. Es schaudert mich und mit dieser Erkenntnis bekomme ich eine Gänsehaut. Es muss doch einen Weg geben, innerhalb der knapp vier bis zum Abflug verbleibenden Wochen, auf legalem Weg zu Geld zu kommen, um diese kleinen Knopfäuglein wieder vor Begeisterung und Euphorie zum Strahlen zu bringen, den Rucksack gepackt aufzusatteln und mit einem beherzten „Deal eingelöst“ freudestrahlend in den Fliger zu steigen. Wie vielen wir voller Stolz und Vorfreude von unserem Versprechen erzählt haben, wie lange wir schon auf den Abflugtag hin fiebern und Kalendertage auf dem Küchenplaner zelebrierend abstreichen. Soll das alles im Nichts verlaufen? Ich kann das nicht glauben. Es würde Fietje das Herz zerreißen, müsste ich ihm mitteilen, das ich es einfach nicht… Ich will gar nicht dran denken! Da schießt es mir instinktiv durch den Kopf. Go fund me. Was? Denke ich. Go fund me!
Hm… Vielleicht ist das der Impuls, den uns das Leben geschickt hat, weil es gut mit uns meint!! Hoffnung keimt auf. Die Tränen sammeln sich wieder in den Ecken meiner Augen. Dieses Mal aber zur Sambaparty. YAY! Nichts passiert ohne Grund, so sagt man! Vielleicht sollte mich - und dich - genau dieser Impuls zusammen führen und für echte Magie sorgen!
Wusstest du übrigens, im Sanskrit gibt es ein Wort, das nennt sich „mudita“ und beschreibt die Fähigkeit, sich über anderer Leute Glück zu freuen, als wäre es das eigene. Das wäre doch ein toller Moment, um mal hineinzufühlen!
Go fund me :)
Danke für deine Aufmerksamkeit ❤️
Alles Liebe,
Mandy …und Fietje
Organizer
Mandy Kasper
Organizer
Georgsmarienhütte, Niedersachsen