
Ein Grabstein für mein Baby
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Hey, ich bin Anna, und Mutter von drei wundervollen Kindern. Vor vier Jahren verlor ich einen meiner Jungs kurz nach seiner Geburt. Um genauer zu sein, fünf Tage nach seiner Geburt. Die Schwangerschaft mit meinem Baby war eigentlich ganz okay, und sie verlief trotz Diabetes und extremer Übelkeit sehr gut. In der 32 ss Woche ging es mir plötzlich sehr sehr schlecht..es war der 26.11.2020..ich war mit meinem ersten Sohn, damls war er zwei Jahre alt alleine zu Hause, als ich auf einmal schreckliche Schmerzen bekam und im Badezimmer in Ohnmacht gefallen bin. Ich kam wieder zu mir, und rief unter grausamen Schmerzen meine Freundin an. Sie kontaktierte damals meine Mutter, die dann einen Krankenwagen zu mir nach Hause rief. Mein kleiner Sohn war noch so jung und wusste noch nicht was los war. Aber er öffnete den Sanitätern die Tür als sie bei mir klingelten. Ich lag in meinen Bett und schrie vor Schmerzen, und ich dachte das die Geburt hier und jetzt los gehen würde. Sie nahmen mich mit in den Krankenwagen und nahmen auch meinen kleinen Sohn mit, der von meinen Eltern dann am Krankenhaus in Altona empfangen wurde. Ich kam in den Kreißsaal und man untersuchte mich stundenlang, und ich hatte immer noch große Schmerzen. Ich lag die ganze Nacht am ctg und stand unter strenger Beobachtung. Um 6 Uhr morgens kam eine Ärztin zu mir und sagte, das sie jetzt sofort mein Baby per Kaiserschnitt holen müssen weil es ihm nicht gut ginge. Man schob mich innerhalb von Sekunden in den OP, und ich kann mich noch genau daran erinnern wie schrecklich ich mich gefühlt habe, und furchtbare Angst um mein Baby hatte. Um kurz nach sieben war er dann endlich da...... aber er schrie nicht, so wie man es sonst eigentlich kennt. Sie nahmen ihn sofort mit um ihn zu untersuchen. Als ich dann in dem aufwachraum lag, kam meine Freundin die ich noch von zu Hause aus angerufen habe in mein Zimmer, und wir waren erst so erleichtert das es vorbei ist und ich diesen Stress hinter mir habe. Nach einer Weile kam der Arzt zu mir, und sagte mir, das sie meinen Sohn intubieren mussten, also Beamten mussten. Das war der erste Schock. Die hebamme kam auch zu mir und sie bat mich, ihr mein Handy zu geben um Fotos von meinem Baby zu machen weil ich noch nicht aufstehen konnte nach der OP. Als sie mir mein Handy wieder brachte, sah ich ihn dann das erste Mal auf den Fotos. Er war noch so klein und hatte überall Schläuche an seinem kleinen Körper. Nach einiger Zeit bekam ich einen Rollstuhl mit dem sie mich endlich zu meinem Sohn brachten. Ich werde nie vergessen wie er da in diesem Kasten lag, und wie winzig er war. Man erklärte mir, oder man hat versucht mir zu erklären was nun sache ist. Denn er bewegte sich nicht. Er schrie nicht, er machte seine Augen nicht auf, einfach nichts. Aber er war am Leben. Man untersuchte ihn am ganzen Körper. Als man dann seinen Kopf per Ultraschall untersuchte, sah man in seinem Gehirn ein paar Flecken die dort nicht sein durften. Ich hatte die ganze Zeit über Panik weil keiner wusste was mit meinen Baby los war. Man nahm ihn dann mit zum ct um seinen Kopf gründlich zu untersuchen. Es hat Stunden gedauert und ich wartete in seinem Zimmer auf ihn bis er zurück kam. Als ich dann in meinen Zimmer war um etwas zu essen und zu trinken kamen die Ärzte zu mir herein. Es waren bestimmt 10 Ärzte. Sie teilten mir mit, daß mein Baby wohl mehrere Schlaganfälle erlitten hat, und sich deshalb nicht bewegt und nicht reagiert. In diesem Moment wollte ich einfach nur sterben, weil ich genau wusste was das bedeutete. Ich habe das ganze Krankenhaus zusammen geschrien. Ich konnte einfach nicht verstehen warum, und warum gerade mein Baby......ich ging trotz großer Schmerzen zu meinem Sohn auf die intensiv um bei ihm zu sein. Ich sah ihn da liegen und konnte einfach nicht begreifen warum uns das passieren muss. Ich stand an seinem Bett und sah ihn einfach stundenlang an und redete mit ihm. Ich versprach ihm, ganz egal welchen Weg er gehen möchte, das ich ihn begleiten werde und ihn nicht alleine lassen werde. Die Ärzte versuchten alles mögliche an therapien um ihm irgendwie zu helfen. Doch nichts schlug bei ihm an. Meine Mutter war auch die einzige Person die mit mir bei ihm sein durften weil wir noch mitten in der coronazeit waren. Wir wussten innerlich was auf uns zukommen würde. Also haben wir ihn noch evangelisch taufen lassen. Haben ihm Bilder und Kerzen von seinem großen Bruder in sein bettchen gelegt und waren einfach bei ihm. Am vierten Tag hatten wir dann ein Gespräch mit den Ärzten, die mir und meiner Mutter dann sagten, das mein Sohn keine Chance mehr auf ein normales Leben haben wird. Meine ganze Welt ist in eine Million Teile zerbrochen. Ich musste nun entscheiden wie es weitergeht. Ich dachte aber auch gleichzeitig an meinen Sohn der zuhause auf seine Mama wartete. Hätte ich mein Baby mit nach Hause genommen, was sehr unwahrscheinlich gewesen wäre, hätten wir alle kein normales Leben mehr gehabt und wären alle von Maschinen, und angst abhängig gewesen. Mein Sohn wäre auch in Zukunft zu nichts in der Lage gewesen. Sei es alleine Atmen essen trinken schlucken sehen. Das alles konnte er nicht. Sein Gehirn war durch die Anfälle so massiv geschädigt das dass alles niemals mehr funktioniert hätte. Also entschied ich mich mein Baby gehen zu lassen... das ist die schwerste und schlimmste Entscheidung die ich je in meinen ganzen Leben treffen musste. Als tag fünf kam, kam noch eine sternenfotografin zu mir um schöne Bilder von ihm zu machen. Gegen 15 Uhr legte ich mich in seinem Zimmer in mein Bett, die Schwester gab mir mein Baby in meinen Arm und wir kuschelten noch eine ganze Weile. Meine Mutter war auch bei mir und ihrem enkel um Abschied zu nehmen. Sie hat so bitterlich geweint, das werde ich nie vergessen. Um kurz nach 15 Uhr bekam mein Baby dann ein Medikament, wodurch er dann ganz friedlich in meinem Arm für immer eingeschlafen ist. Man sah ihm an das er nun von der ganzen last erlöst war, und er sah auf einmal so friedlich aus, als würde er einfach in meinem Arm liegen und schlafen. Die Fotografin kam dann noch einmal zu uns und machte Bilder von uns. Ich blieb bei ihm bis er von einem Bestatter geholt wurde.....
Das was ich erlebt habe, ist das schlimmste was einer frau/ Mutter nur passieren kann. Ich wollte am liebsten mit ihm zusammen sterben, aber ich musste für meinen Sohn zu Hause da sein. Wenn ich ihn nicht gehabt hätte wäre ich mit Sicherheit heute nicht mehr da. Das alles ist nun schon vier Jahre her, und leider habe ich für meinen kleinen immer noch keinen Grabstein weil ich mir sowas schönes einfach nicht leisten kann. Ich hoffe ihr habt meine ganze Geschichte gelesen und könnt mich verstehen und mich etwas unterstützen. Ich danke euch. Bitte bleibt gesund und passt auf euch auf.
Organizer

Annabelle Gramkow
Organizer
Hamburg, Hamburg