Wir müssen aufhören, so verdammt brav zu sein!

Nachdem ich gestern in Dresden vor Gericht für schuldig befunden worden bin, fragen viele Menschen wie Sie mich unterstützen können. Finanzielle Unterstützung ist ein Teil davon. Die ausgewählte Spendenhöhe ist der (laut Arbeitsamt) Grundbedarf eines Menschen in Deutschlands in einem Monat: Bürgergeld + Miete.

Rechtskosten, wie die Verfahrenkosten für einen vom Gericht über einen Monat gezogenen Gerichtsprozess oder Anwaltskosten sind nicht einbegriffen, aber eine weitere Belastung. Denn sich für Klimaschutz einsetzen, bedeutet in den 2020ern leider das Aushalten von Ausnahmesituationen. Damit wir nicht alle solche Situationen erleben müssen, setze ich mich aktiv für Klimagerechtigkeit ein.

Ich bin Pia, 27 Jahre alt und mache seit ca 1,5 Jahren friedlichen Protest mit der Letzten Generation.

Viermal stand ich dafür schon vor Gericht, meine Polizei- und Gerichtspost füllt einen ganzen Ordner. Das bestimmt meinen Alltag in Deutschland. Gleichzeitig bestimmen Extremwetterereignisse immer mehr Menschen weltweit, europaweit, deutschlandweit. Italien spürte in den letzten Wochen die ganze Bandbreite: Dürre, Hitze, Brände und sogar eine Heuschreckenplage auf Sizilien. DAS meine ich mit Ausnahmesituationen. Und was macht unsere Regierungskoalition, was der selbsternannte Klimakanzler? Einfach weglächeln, das Brechen von Klimaschutzgesetzen und dem Grundgesetz durchwinken und uns weiter Richtung Klimakollaps bringen. Währenddessen schädigt das reichste 1 Prozent das Klima deutlich stärker als die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit zusammen - und bekommen dafür Anerkennung und Reichweite.

Ich habe Sorge um unser aller Grundrechte. Denn die werden als erstes Verschwinden. Frauenwahlrecht, Mindestlohn, Arbeitsschutz.. all das ist hart erkämpft. All das kam durch Protestbewegung aus der Bevölkerung, wirklicher Wandel kommt von unten, nicht von oben. Die Zeit drängt. Wir brauchen Wandel, JETZT! Da kann ich nicht ruhig bleiben. Diese krasse Differenz zwischen wirklicher Demokratie mit dem Ziel eines gerechten Überlebens aller und dem, was gerade in Deutschland passiert, kann ich nicht mehr ignorieren.

Es gibt so unglaublich viele Dinge, die ich lieber meinen Alltag nennen würde, als mich immer wieder der Ausnahmesituation einer Straßenblockade auszusetzen: Mein Studium beenden, vor jungen Menschen stehen und mit ihnen ein Demokratieverständnis zu erarbeiten, an dem sie aktiver Teil sind und wo ihre Stimmen gehört werden. „Pädagogische Mitarbeiterin im Bereich Demokratieförderung und Jugendbeteiligung“ lautete bis August 2022 noch meine Rollenbeschreibung. Diese Vollzeit-Arbeitsstelle habe ich schweren Herzens niedergelegt. Gleichzeitig fühlt es sich nicht so an, dass ich meine Rolle damit verlassen habe. Demokratieförderung ist weiterhin der zentrale Teil meiner Arbeit, wenn nicht sogar mehr als vorher.

Ich danke dir fürs Spenden und wenn du willst für das Teilen meiner Kampagne auf Social Media, bei Freund*innen, Familie und Bekannten!

Lass uns gemeinsam eine Zukunft gestalten in der wir leben wollen - und können.