Dance With Somebody

Das Thema der Performance ist „Distanz und Kontakt“. Daniel Brandl spielt in Bochum Cello und arbeitet mit elektronische Klanggestaltung. Kira Metzler und Giulia Decherchi tanzen in ihrer jeweiligen Wohnung in Berlin zu Daniel Brandls akustischem Input. Zunächst allein, mehr und mehr miteinander, denn die erzwungene Distanz wird mit Hilfe virtueller Kontaktwege überwunden. Dafür sorgt Projektinitiator Martin Kemner, der in Bremerhaven Regie führt, die akustischen und visuellen Beiträge zusammenbringt. Mit seiner Visualisierung und Bearbeitung der visuellen Struktur bringt er die Tänzerinnen und den Musiker in Kontakt. Durch diese Herangehensweise wird die Bühne nicht einfach durch den Bildschirm ersetzt, sondern die Gesamtperformance für den Bildschirm aufbereitet und zum eigenständigen ästhetischen Erlebnis. Das künstlerische Konzept umfasst einen geplanten Ablauf, so genannte „Meilensteine“, zum Thema „Kontakt-Distanz“. In diesem Rahmen improvisieren Tänzerinnen und Musiker, verarbeiten vorbereitete choreografische und kompositorische Versatzstücke. Zeitgleich reagieren sie aufeinander und erschaffen über das virtuelle Medium Gemeinsamkeit und Gegenwart. Die interessierten Zuschauer*innen erleben diesem Prozess live und haben während, zwischen und nach den Vorstellungen die Möglichkeit mit den beteiligten Künstler*innen via Live-Chat zu kommunizieren. So entsteht bei aller Distanz ein gemeinschaftliches Erleben. Eine neue Form der Kunstrezeption, eine temporäre Gemeinschaft, die mit dem Besuch einer Veranstaltung mehr zu tun hat als mit einem gewöhnlichen Videostream. Zudem birgt die Live-Performance das Moment der Unberechenbaren. Es kann jederzeit etwas schief gehen, der Strom ausfallen, eine Saite reißen oder der Computer abstürzen, doch genau so gut kann das Wunder geschehen, mit dem zur Zeit noch niemand rechnet. Und das ist es schließlich, was Theater ausmacht.